Die Ausstellung der Nicht mehr gebrauchte Stall macht das Thema am Beispiel der Stallbrachen in der Schweiz, Österreich und Italien sichtbar. Während sich die Städte mit dem Glanz der verlorenen Industriezeit, den Brachen, neu positioniert haben, verfallen die Zeugen des ländlichen Zeitalters in den Randgebieten der Alpen oder mitten in touristischen Gebieten. Am 31.7.12. eröffnete die Ausstellung im Architektur-Salon München, nachdem sie den Fokus der sehr gut besuchten und spannenden Architekturtage in Burgau lieferte. Am 31.1.13 wurde die Ausstellung in Hamburg eröffnet. Als besonderes Thema wurde in der Laudatio ein Kontrast gesetzt: “Stall und Schiff, Gebirge und Meer”. Am 14.3.13 erreichte die Ausstellung Köln. Thema der Laudatio war "Der Stall und der Dom". Anschliessend zog die Ausstellung ins Allgäu, wo sie am 14.10.13 in Sulzberg eröffnet wurde.. Danach gastierte die Ausstellung in Garmisch-Partenkirchen – Besonders in Oberbayern mobilisierte das Thema nebst Architekten und Publikum namhafte Politiker. Klar wurde im Verlaufe der Wanderung, dass Höfe, Scheunen, Ställe eine besondere Architektursprache in die Landschaft einbringen. Die Ausstellung zeigt, wie ähnlich und zugleich vielfältig der europäische ländliche Raum durch sein Verhältnis zu den Stallbrachen betroffen ist.
Die Reise im Überblick der Stationen durch die verschiedenen Standorte
• Nach der Eröffnung im Gelben Haus in Flims überraschte sie im Vorarlberger Architekturinstitut in Dornbirn, im La Tuor in Samedan und in Merano Arte in Südtirol.
• An diesen Standorten wirkte die Ausstellung jeweils speziell – sie weckte Emotionen und das Interesse, über Landschaft, Architektur, das Bauen und das „gute Wohnen und Leben“ nachzudenken.
• Die Ausstellung wurde zu einer Reise in Europa – denn überall ist der ländliche Raum im Umbruch. Die Landwirtschaftsbrachen, die neuen modernen Bauten und die Utopien, Scheunen und Ställe neu zu nutzen, sind auf dem Land und in Städten attraktiv. Sie bewegen Menschen gerade angesichts der oft billig gebauten Neusiedlungen.
• Nach den Standorten in Deutschland kehrt die Ausstellung 2014 in die südliche Schweiz zurück. Hier im Tessin feiert sie die Finissage. Sie bringt die Botschaften, besondere Reaktionen auf der Reise durch die Orte, Regionen und Städte mit. Sie ergeben einen Reisebericht mitr Überraschungen.
I Flims – Graubünden, Gelbes Haus Stallschicksale unter dem Crap Sogn Gion Stall zwischen Politik und Poesie.
II Dornbirn – Vorarlberg, vai, Vorarlberger Architekturinstitut Scheunen, Ställe im Gespräch mit dem Dorf zwischen Bregenzerwalds und Montafon.
III Samedan – Graubünden, Engadin, la Tuor Einzug und Feier im mittelalterlichen Turm hoch über den Baustellen des Engadins.
IV Meran – Südtirol arte merano Von der Holz- in die Steinzone Alt und Neu in der Bauernrepublik und Apfelplantage in Südtirol.
V Burgau (bei Ulm) – Bayern, roma Wanderung in das “Raumschiff” des roma Zentrums Ställe nehmen an den Architekturtagen den Dialog in Deutschland auf.
VI München – Bayern, ArchitekturSalon Die Grosstadt, die nördlichste Italiens, begrüsst die Erzählung der Ställe über die sterbenden, modernen und neugenutzten Bauten in den Alpen.
VII Hamburg – Norddeutschland, ArchitekturSalon Der Stall und das Schiff, zwei Bauarchetypen kommen sich nahe - in der Speicherstadt an der Nordsee.
VIII Köln – Rheinland, ArchitekturSalon In einem ehemaligen Fabrikationstrakt des Kölnisch Wassers 47-11 riecht der Stall mit und tritt in die Nähe des Doms und der alten Speicherhäuser entlang des Rheins.
IX Garmisch-Partenkirchen – Bayern, Bund Deutscher Architekten, Die Ställe wenden sich dem Süden zu und suchen ihre Brüder und Schwestern in den Bayrischen Alpen.
X Kempten im Allgäu, Architekturforum Allgäu – die Ausstellung regt die gesellschaftliche Debatte des Bauens im ländlischen Raum an; das Allgäu setzt seine besonderen Akzente.
Aus Anlass 50 Jahre Crap Sogn Gion verfasste cultur prospectiv zwei Essays Der Berg ruft und Exkursion in die Stall-Landschaft eingebettet in eindrückliche Photos Der Berg ruftExkursion in die Stall-Landschaft
Die Bilder der Vernissage Architektursalon Hamburg, 31.1.13
Die Bilder der Vernissage Architektursalon München, 31. 7. 2012
Die Ausstellung in Burgau, Nähe Ulm vom 10. Mai - 25. Juli 2012
Im Verlaufe der Ausstellungen entstehen Anreize, das Thema auf Landschafts- und Gemeindeentwicklung hin zu sichten:
Vom Stall in die Stadt - und retour
Unter diesem Titel findet in Safien anlässlich der Mitgliederversammlung des Vereins “Safier Ställe” am 22.10.2011 - Verein Safier Ställe - die Präsentation von Hans-Peter Meier statt. Das Thema kreist um zwei Fragen und sucht Antworten zu geben - Was sagt uns der Stall auf der Reise vom ländlichen Stallgelände in die Metropole? Er erinnert an die drei Zeiten, ans Gedächtnis der Landschaftsentwicklung der Schweiz. Warum überrascht das Stallgelände den Flüchtling aus der Stadt? Das Stallgelände wirkt am Szenario der “Neuen Töne” mit, stösst Neuerungen an. Quelle sind die Erfahrungen der Ausstellung “Der nicht mehr gebrauchte Stall” und Material zu Landschaftsentwicklung in der Schweiz. Die Einbettung der Safier Ställe soll die Diskussion anregen. Der Vortrag stiess auf grosse Resonanz im Bündner Tagblatt und im La Quotidiana. Zusammenfassung
Chancen der Gemeinden in der Zeit der Metropole. Beobachtungen und Folgerungen zur Baukultur.
Im Keynote Referat zur Eröffnung der Wanderausstellung “Neues Leben hinter alten Mauern” in Salzburg, 26. 9. 2011, verbunden mit einem Wettbewerb für vorbildliche Projekte, zeigte Hans-Peter Meier die Facetten des ländlichen Raumes, der Typen von Dörfern und Siedlungen vom rein ländlichen Dorf bis in die Umgebungen und ins Innere der Metropolitanräumen. Die zehn Hauptsünden an der Baukultur wurden zusammengefasst und dienen als Kriterien, die Baukultur der nächsten Jahre in den drei Gebieten, ländlicher Raum, Zwischenraum, Metropolitan- und Stadtraum neu zu gestalten.
Wartes-Stall und die Seele eines Dorfs
Die Gemeinde Klösterle versammelte sich am 30. 6. 11, um die Zukunft des alten Wartes-Stalls als ein Stück der “Dorfseele” zu diskutieren und den Entscheid vorzubereiten. Die Ausstellung der *Nicht mehr gebrauchte Stall“ präsentierte Bilder und Erfahrungen der Fallbeispiele aus der Ausstellung. Das Referat von Hans-Peter Meier enthielt auch die Engadinger Bildkurzgeschichte - Ställe erzählen die Landschaftsentwicklung Südbündens - in vier Szenarien. Photoserie Facebook.
Die Ausstellung erreichte hier eine schöne Premiere als ein italienisch-deutsch sprachiges Projekt, nachdem es in Graubünden noch rätoromanische Luft mitbekommen hat. Besonders attraktiv sind die hier durchgeführten Dorfgespräche, die Toten Seelen, Fremd in der Heimat, Alles beim Alten, Nichts ist ewig. In Südtirol wurden besonders spannende Aspekte eingebracht und die Ausstellung überbrachte hier mitten in einer Stadt ihre Botschaften aus dem Hinterland. http://www.kunstmeranoarte.org/Der-nicht-mehr-gebrauchte-Stal.262.0.html
Ramon Zangger zusammen mit Göri Klainguti und Rolf Canal im La Tuor bei der Eröffnung am 1. Juni 2011. Die Eröffnung in Samedan war stimmungsvoll und sympathisch. Ramon Zangger begrüsste die erste thematische Sonderausstellung, Göri Klainguti las eine Kurzgeschichte zum Thema, Hans-Peter Meier stellte fest: “Der Turm wurde immer grösser und begann zu sprechen, je mehr man die Ausstellung von unten bis oben eingebaut hat - geheimnisvoll, archaisch und aktuell – es entstand eine Engadiner Spezialität dank der Kooperation am Ort und mit den Engadiner Gemeinden.” In der Engadiner “Fassung” der Ausstellung gibt es Überraschungen, die kleine aber feine Wirkung der Grundausstellung im Turm aus dem 13. Jahrhundert und besondere Zugaben:
Increschantüna (“Heimweh”), ein Portrait von Samedan erzählt von Göri Klainguti und illustriert von Rolf Canal.
Engadin - wohin, Engadiner Ställe erzählen vier Szenarien. Bildgeschicte Facebook.
Engadiner Stall-Landschaft wird sichtbar auf dem Relief.
Die Ausstellung in Vorarlberg: Nach den acht Dorfgesprächen zum Ausstellungsthema wird eine Zusammenfassung ihrer Ergebnisse folgen (Broschüre), die zusammen mit den Pressereaktionen hier zugänglich gemacht werden:
Der Alpenraum im Umbruch
Stille Reserven
Tenne und Tatami
Mit dem Architekt über Feld
Neues Wohnen für die Geiß
Die Erben der Einsamkeit und ihre Kinder
Das Fremde im Eigenen
Nichts ist ewig
Zum Abschluss der Ausstellung in Flims und bevor sie weiter wandert nach Dornbirn wird die Fähigkeit des Stalls gewürdigt, Gedanken, Gefühle und Bilder auszulösen. Der Stall wird als kulturelles Bild spürbar in Lebensgeschichten, Texten der Literatur und in der Kunst. Dabei spielen Ställe im Erinnern und in der Wahrnehmung der Bevölkerung bis heute eine wichtige Rolle. Daher richtet sich die Veranstaltung an ein breites Publikum aus der Region und von auswärts. Es werden Texte aus der Literatur – vor allem Graubündens – rezitiert und Gedanken ausgetauscht. Zugleich werden Besuche durch die Ausstellung angeboten. Die Möglichkeit eines Rundgangs mit Überraschungen reichert den Sonntagnachmmittag an. Das Programm wird von Chasper Pult, der bekannten Persönlichkeit des Kulturschaffens entworfen und von der Ausstellungsleitung in den kommenden Tagen publiziert.
Die Ausstellung zeigt anhand von 40 Themen und Beispielen, wie sich die Entwicklung des Berggebiets im Schicksal und in Fragen spiegelt, was mit den Ställen und Brachen der Landwirtschaft passiert. Im Flimser Gespräch treffen sich wichtige Vertreter/innen aus Landwirtschaft, Raumplanung, Entwicklung, Tourismus, Landschaftsschutz und -entwicklung von Kanton und Bund. Die Ergebnisse aus der Sicht des Standorts Schweiz wandern mit der Ausstellung nach Vorarlberg und ins Südtirol, wo die Diskussion weiter geführt werden wird. Die Ausstellung leistet einen Beitrag zur internationalen Diskussion und zu Lösungen der alpinen Zukunft.
Beitrag zu den Interregionalen Alpgesprächen Publiziert in: Jahresbericht Montafoner Museen, Montafon Archiv, Schruns 2011, S. 129 - 133; Hans-Peter Meier-Dallach
Das Wort Globalisierung hat sich bald einen Abkömmling zugelegt: Glokalisierung. Er hat sich in den Diskurs um global-lokale Mischungen von Dingen, Lebensweisen und Verhältnissen eingeschlichen. Entstehen solche auch dann, wenn die globalen Kräfte auf die Stalllandschaften in Vorarlberg, Südtirol und Graubünden einwirken? Bereits die Mechanisierung und Motorisierung haben die beschwerlichen Wege flach und schneller gemacht, denen die alten Ställe ihr Leben verdankten. Glokalisierung – wir können sie als Stallutopien lesen: Globale Einflüsse stossen auf lokalen Eigensinn, auf Ställe, die trotzdem stehen bleiben, mutieren oder gar hoffärtig daher kommen. «Dialektik zwischen Globalem und Lokalem», präsentiert sich anschauungsreich in Fallbeispielen. Kann man das eigenartige Wiederaufleben der Ställe in der Seele und als Strategie in eine Theorie fassen? Mit oder ohne sie setzen wir die Ställe als lokale Figuren ein, denn einst in der Stallzeit bildeten sie das städtebauliche Gewebe der Dörfer hoch hinauf auf die Alpen, das bis heute Nostalgie weckt. Glokalisierung regt zur Frage an: Wie können die Ställe, früher eine Grossfamilie dank Unwegsamkeit, heute zu unvergesslichen Zeugen im Tempo der globalen Beschleunigung werden?
Ein Studientag des CAS-Kurses zur Gemeinde- und Regionalentwicklung der Hochschule Luzern führte nach Flims. Peter Egloff als Autor des Einstiegsthemas des Stalls auf Tresch, einem Memento mori aus der Stallzeit, Volkskundler, Journalist und Bewohner der Surselva schilderte, wie die Lebensläufe von drei Generationen einer Familie die markanten Zäsuren des Wandels im Berggebiet zum Ausdruck bringen - von der Auswanderung nach Amerika über die Begeisterung gegenüber der modernen Landwirtschaft in den Niederlanden bis zum Neuanfang mit Lamatrekking. Stallgeschichte ist Lebensgeschichte.
Völlig überraschend steht dreikantig das Fragment des am Vortag abgebrochenen Stalls auf dem Platz vor der Eingangstür. Die Vernissage bei schönem Wetter stimmt heiter - Capuns und Wein wird geboten. Christian Dettwiler freut sich über die Première – erstmals kann das Gelbe Haus eine internationale Wanderausstellung eröffnen und begrüssen: Marina Hämmerle vom vai, Dornbirn, Herta Torggler, Kunst Meran, Ramon Zangger, La Tour Samedan. Jürg Ragettli vom Bündner Heimatschutz spricht zuerst über die ständige Gratwanderung zwischen Erhalten, Restaurieren, Abbrechen und Neubauen. – Einen eindrücklichen Rundgang mit dem Schweizer Radio durch Flims und Interviews mit Jörg Ragettli und Christian Dettwiler konnte man hören. Hans-Peter Meier berichtete von den emotionalen Geheimnissen des Stalls und der Faszination, sie in der Reise von der Stallzeit durch die Moderne bis heute aufzuspüren. Poesie des Stalls: die Künstlerinnen und Künstler verdienen Dank, dass sie ihre Werke in die Ausstellung – von Gasser/Derungs gelungen gestaltet – eingebracht haben. Politik des Stalls: Köbi Gantenbein, Chefredaktor Hochparterre, hält die Rede ans Unterland – das Problem und Potential der Brachen der Alpen muss auch in Städten wahrgenommen wird, ist eine gemeinsame nationale Sache.
Die Ausstellung löst engagierte Reaktionen aus. Dabei fällt auf, dass das Schicksal der Ställe und Brachen der ländlichen und der alpinen Gesellschaft Menschen in den Städten ebenso berührt wie die Bewohner auf dem Land. Urbanität schafft Nostalgie - man transportiert sie in die Berge.
Das Interview anlässlich der Eröffnung mit Marina Hämmerle
Eröffnung Dornbirn, Pressestelle des Landes Vorarlberg, 20.1.2011
Poesie des Stalls in arena alva Südostschweiz, 15. 10. 2010
Siehe Tages-Anzeiger, Berner-, Basler-, Thurgauerzeitung, 29. 7. 2010
Kunstportal SWO Deutschland - Der Traum vom Raum
Radiosendung anlässlich Eröffnung, 5. 7. 2010
In der Ausstellung werden die Besucher mit Fragen überrascht - z. B. “Haben Sie schon einmal unvorhergesehen in einem Stall übernachtet?” Am Schluss geben sie ihre Antworten in der Broschüre “Der Stall fragt – Sie antworten”. Die Resultate beruhen auf den 354 Antworten der Ausstellungs-besucher am Standort Flims bis zum 17.10.10. Wichtige Ergebnisse sind:
Am Schluss der Fragebroschüre konnten sich die Besucher/innen anhand markierter Antworten selbst einstufen und ihr Stallprofil erstellen. Man ist den Ställen mehrheitlich freundlich gesinnt und entscheidet pragmatisch von Fall zu Fall. Jeweils vier von zehn stufen sich als Stallfreunde und Pragmatiker ein. Zweifler bilden eine Minderheit von 12%.
Fast zwei Drittel erwarten, dass das
Berggebiet für die Ansässigen Heimat bleiben wird. Ein Drittel meint, dass Berggebiete allmählich Freizeitarena, zu einem Landschaftspark für die Zentren und Metropolen werden - in diesen kommt den Ställen die Rolle als museale Gebilde zu. Die Entwicklung zur Brachenlandschaft, ein viel diskutiertes Thema, bleibt am Rande.
Je lieber man die Ställe hat, desto stärker erwartet man, dass das Berggebiet Heimat- und Existenzraum für die Ansässigen bleiben wird. Jene, die Ställe nüchtern und skeptisch sehen, erwarten eher, dass das Berggebiet Freizeitraum für die Städte werden wird. (Die Antworten “Park-landschaft”, “Freizeitarena”, “Brache” sind in der Darstellung zusammengefasst – ebenfalls ist die Antwort “Heimatraum” in der Selbsteinstufung – die Autokorrelation - ausgeschlossen).