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“EISEN WIEGT NICHT SCHWER, ABER SCHWER LASTEN DIE ROSEN” (W. Iwanow)

75 Jahre habe ich seit dem 18. Oktober 1944 auf unserem Planeten gelebt - Das Bulletin Oktober 2019 ist eine Denkpause.


Spaziergänge haben eine je eigene Poetik. Die Füsse gehen nicht kontinuierlich wie Bikes und die ganze Reihe von Vehikeln auf Rädern und Surfpisten. Jeder Schritt ist ist Tritt, ein Steinchen und dann noch eines, man steht, stolpert und doch fügt jeder Spaziergang ein Mosaik durch den Raum zusammen. So behandle ich in den späteren Notizen die Silben als Strophen. Es gibt die introvertierte Form - sie beginnt mit einer Silbe und atmet bis zur Fünferzeile ein, die sich dann wieder bis zur letzten Silbe aushaucht (Wiederkehr und Rückkehr - zyklisches Bild). Sie kann man die Hölderlinsche Form nennen. Dem widerspricht die extravertiert Form - sie reiht Silbe an Silbe ohne auszuatmen - dies ist die “Maschine” von Kleist, die Form der Moderne (Dazu: Dževad Karahasan, “Maschine als Schicksal”, LI 39, und Bora Cosic, „Mixed Media“: Gesammelte Fundstücke zur Auferstehung einer Essayistik der Welt, LI 97).

Trauerweide als Tragödie

Es dauerte noch bis Oktober. Dann musste die Trauerweide in unserem Garten das Schicksal erleiden - die Tragödie der Metamorphose zum stummen Stamm, in Nichtigkeit oder gar ins Nichts. Ein Mythos stirbt und weicht dem Logos - erhabene Schönheit dem Metermass und blätterlosen Herbst, dem Schrecken der Nachbarn. Wann kehrt sich die Tragödie um: Ist nicht etwa der Logos heute am Sterben, erhebt sich der Mythos neu oder wird die Trauerweide aus der Asche auferstehen? Wir sind gespannt. (Es gibt interessante Essays über Logos und Mythos: F. R. Raddatz, Zukunftstheater, die Dionysischen Wurzeln der Bühne und der anthropozäne Horizont, LI, Herbst 2019.)

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