Seit 1982 hat die Stiftung Weltgesellschaft Forschungen zur Entwicklung der globalen Gesellschaft gefördert - auf allen Kontinenten. Modelle und Bilder gesucht, wie sich die planetarische Gesellschaft verändert. (Wir widmen später dem Ereignis ein spezielles Bulletin).
Zum Programm www.worldsociety.ch
Die Ereignisse der letzten Jahre und Tage zeigen es: Kriegsängste gehen um und treten an die Stelle des Alptraums der Pandemie. Der Traum von der Welt als friedfertigem Paradies tritt in den Schatten der Apokalypse. Neue Kämpfe um die Weltherrschaft unter den grossen Mächten zeichnen sich ab. Die Epoche Kalter Krieg hat seinen Ableger bis heute. Die Ereignisse in der Ukraine illustrieren, wie schnell die Auseinandersetzung um die Vorherrschaft zum globalen Gegensatz wird. Die Stiftung zur Förderung der Forschung zur Weltgesellschaft hat die Rückkehr der geopolitischen Auseinandersetzungen im internationalen Austausch als return of geopolitics zum Thema gemacht und die Ergebnisse publiziert: The Return of Geopolitics: Albert J. Bergesen, Christian Suter (eds.), Published by LIT, Berlin/ Münster/ Wien/Zurich/London.
In einer Untersuchung Mitte der 90er Jahre stellten wir quer durch das Regionsgefüge des Landes die harten und die feinen Unterschiede fest, welche das kollektive Gedächtnis dieser jungen Nation spiegeln. Damals erhielt der Beitritt zur NATO in keiner der Regionen eine Mehrheit. Die regionalen Identifikationen der Bevölkerung variierten zwischen West-, Ost-, Südukraine, Krim und den zentralen Regionen der Ukraine. Diese unterschiedlichen Orientierungen sind wirksame Teilungen. Niemand hätte damals gedacht, dass heute diese Teilungen im ukrainischen kollektive Gedächtnis eine so dramatische Bedeutung erhalten – Sie hat mit den Rissen in der geopolitischen Architektur, den Rivalitäten um die Macht und Hegemonie in der globalen Arena zu tun.
Vor 30 Jahren wurde das Ende der Geschichte gefeiert und der Neubeginn einer Utopie der Welt der Märkte, der Mobilität und des Konsums ohne Grenzen. Heute beobachten wir weltweit Brüche und neue Grenzen, den schleichenden und dramatischen Übergang zum Corona-Leviathan – dieser Sprung von 1990, der one-world, zur Pandemie und ihren Folgen auf Macht, Politik und Kultur könnte als eine der einschneidenden Zäsuren in die Geschichte eingehen.
World Society 1990: 2020, The Shadows of the Corona Leviathan.
30 years ago the end of history was celebrated and the new beginning of a utopia of the world of markets, mobility and consumption without borders. Today we observe ruptures and new borders around the world, the creeping and dramatic transition to the Corona Leviathan - this leap from 1990, the one-world, to the pandemic and its consequences on power, politics and culture could go down in history as one of the decisive turning points.
Ist die Schweiz ein Sonderfall oder steht sie in einem Umbruch? Mit Briefen an den Bundesrat sprechen hier betroffene Gastwirte aus dem Mittelstand über die roten Linien eines Konflikts aus dem “Bauch”. Zeitdokumente, welche die Härte, Vielseitigkeit und das Drama zwischen reich und arm aus der Erfahrung belegen. Es scheint, dass die Schweiz vor einem Corona-Leviathan steht (im Zyklus B - im vorherigen Bulletin II). Die Briefe weisen auf ein neues Bild der Schweiz hin, einem Sozialgefüge, das alle beschäftigen wird.
Nach sieben Monaten sind wir in der Winter Welle des Corona Virus. Unser Januar Bulletin riskiert den Höhenflug: Wird die Krise zu einer Achsen-Zeit der Menschheit. Kehrt die Weltgesellschaft zur Mutter Erde zurück oder entlässt sie den Planeten ohne unsins unendliche All? Wir beobachten und suchen Szenarien und Strategien über dem Gefeilsche von Tests, Messungen und Massnahmen.
English: After seven months we arrived in the Winter wave of the Corona-Virus. Our January Bulletin is risking a soaring flight of intellect: Will the crisis generate an “axis of time” in the history of mankind? Could the world society turn back to mother Earth or will she decapitate the earth degrading it to a dead planet and dismissing it to the endless space? We observe and search for scenarios and frames over the actual noise of testing, measurements and measures.
Leider hat sich seit dem 23. März, unserem Corona-Bulletin, das Chaos durchgesetzt. Wir haben uns in dieser Zeit dem homo mechanicus, einer Ausstellung gewidmet und uns dabei mit den vielen Besuchern gefreut. Sie teilt im neuen Bulletin feine Botschaften auch zur Pandemie mit.
Unser März-Bulletin wollte trotz den Wogen der Emotionen und dringenden Handlungen der Corona-Schlange etwas tiefer in die Augen schauen. Die Schlange schleicht auch nach 7 Monaten immer noch geheimnisvoll um uns.
Das Bulletin pdf herunterladen:
Hommage an “900 Jahre Zukunft” nach 20 Jahren. Im Film el nave va liess Fellini eine illustre Gesellschaft auf hoher See ihre Spiele spielen. Heute im Zeitalter der Kreuzfahrtschiffe erinnert der Film an das moderne All-Inclusive - Menschen fahren massenweise durch die Weltmeere. Alles ist eingeschlossen, geplant, perfekt und fasziniert. “Immanenza” für die Masse. Ein Schiffbrüchiger und Tiger kämpfen im Roman “Schiffbruch mit Tiger” ums Leben und lernen beten. Sie erfahren in der Langsamkeit der “Mini-Arche” die Erhabenheit und Transzendenz im Pazifik. Unser Bulletin blickt zurück: Einmal sind es nicht Zukunftsforscher, sondern Dinge und Exponate, die über die Zeit, die offene und verborgene Transzendenz erzählen.
Therese unsere Lebensgefährtin und Partnerin von cultur prospectiv blickt 2011 dem Mistral entgegen über Marseille. - Sie ist im letzten Jahr von uns gegangen. Wir widmen ihr unser Neujahrsbulletin 2019
Die letzten Jahre zeigen unerwartete Bewegungen in der Weltgesellschaft - wir versuchten sie im letzten Bulletin “Weltseele im Stress” qualitativ aufzuspüren. Seither haben sich Stimmungen noch dramatisiert und der kognitive und kalte Blick gegen den Wind der Ereignisse ist nicht leicht zu ertragen. Unser Essay ist aus dem Festvortrag zur Eröffnung des akademischen Jahres der Kunstakademie Faber-Castell Stein-Nürnberg (16.11.18) entstanden; Zielpublikum waren Studierende der Kunstakademie - ein Trost, eine Herausforderung und starke Erfahrung. Wenn Weltgesellschaft eine Bedeutung über die Wissenschaft hinaus gewinnen kann - wird sie sich an Kultur und Kunst wie an den Nöten und Bedürfnissen der Menschen engagieren müssen - und dürfen!
Hat die aktuelle Weltgesellschaft eine Seele? Die Vorsokratiker bejahten dies und meinten gar, die Sonnenstäubchen seien die Atome der Seele. Die Seele wurde dann von ihrem Bruder, dem Weltgeist, an die Wand gespielt - die Göttin Psyche musste ihren Gatten im göttlichen Bohemien Amor finden. Heute stehen wir im virtuellen Datenstaub. Amor wird bald ein neuer Menschentyp sein - der homo cyberborgensis verschmolzen mit dem virtuellen Superhirn. Im Essay spüren wir im aktuellen Geschehen der Weltgesellschaft den Seelenstimmungen nach - wir erstellen ein globales Psychogramm und stehen dabei Psyche bei - was für Therapien hat sie?
Im Jahr 2016 kehrte die harte Geopolitik zurück - acht Jahre nach der Erschütterung der Finanzkrise 2008. Vierfach ist der Bruch und zeigt sich vielfältig in Ereignissen und Gesichtern: Merkel, Trump, Kaczynski, Erdogan illustrieren Beispiele, wie sich die Welt seit der Finanzkrise verändert hat. Wie entwickeln sich die vier “Reiche” im Jahr 2017 weiter? Unser Bulletin Ende 2016 widmet sich diesen Fragezeichen. Die Zeitspanne von der Finanzkrise bis zum Jahr der Grabenbrüche (2008 + 8 = 2016) wird in die Geschichte der Weltgesellschaft eingehen. Die Vielzahl der Ereignisse haben deutlich auf diese Trends und Szenarien hingewiesen. Man hat sie bisher nicht verarbeitet. Wer hat sie in dieser Form und Dramatik vorausgesehen? Im kommenden Jahr 2017 beobachten wir im Mikroskop der Ereignisse, wie sich die geopolitische Architektur der Weltgesellschaft an verschiedenen Orten verändert.
Wir fragen uns, wie man am Ersten August 2016 die Nationalhymne singen soll? Helvetia mischt sich ein: Brauchen wir eine neue Hymne oder singen wir mutig die Strophen des Schweizerpsalms weiter? Im Blick auf die internationale Wetterlage herrscht Sturm und Nebel. Hinter dem Streit um die Modernisierung der Landeshymne geht es um die Volksseele im Widerstreit zwischen Elite und Volk, den Geschehnissen auf der Bühne Europas und der Verunsicherung im globalen Umfeld. Seit dem letzten Bulletin vor zwei Jahren “My fair Helvetia auf der Europäischen Bühne” haben sich Entwicklungen verstärkt. Die “Geistes- und Seelenwerkstatt”, die Wetterlage der grossen Ideen steht auf “Winter”, jene der Emotionen in der Seele feiern “Frühling” und wirbeln in “Gewittern”.
Die „Suisse primitive“, das Madrigale der Alpen, klingt von nun an anders, wird im neuen Korridor von den Zügen unterfahren. Der Anlass wird als Triumph der Globalisierung gefeiert. Die NEAT ist ein Portal in die Kathedrale der euroatlantischen Fortschrittsreligion verlinkt mit der EU und NATO. Im neuen Bulletin lassen wir Erinnerungen an die Innerschweizer Landschaft und ihre innere Topographie mit sprechen. Wir kontrastieren damit die Schaumweinfeiern, die mit viel Geld und Kitsch inszeniert worden sind.
Zum Dada-Jubiläum leisten wir uns ein kühnes Stück. Beide, DIGIT und DADA sind Revolutionäre und Bilderstürmer der Moderne. Nach den DaDa-Fragmenten und mit den neuesten Slams sind elektronische Gedichte unterwegs. DADA und DIGIT sind Kinder des Umbruchs, der geopolitischen und virtuellen Transformation von Gesellschaft und Kultur. Grenzüberschreitend ist Poesie schon seit frühen Zeiten. Gibt es eine Geopoesie, so wie es Geopolitik gibt? Seit 2008 sind die stolzen Systeme und Modelle zur Weltgesellschaft am Zusammenbrechen. Die Defizite an Orientierung und Unwissenheit im geopolitischen Chaos sind gross, Heilung durch Philosophia ist wohl wenig aussichtsreich. Was vermag Poesia heute und in Zukunft?
In kleinen Ereignissen und im Weltgeschehen wirbeln Sichtweisen mit, die wir vergessen haben. Geologen, die Erdwissenschaft, denkt über das Ende des Geozän und den Anfang des Anthropozän nach. Ins Gedächtnis der Erdschichten hätten sich die Spuren der menschengemachten Erde eingeritzt. Der Planet Erde aber ist nicht einmal ein Staubkorn im All, der Mensch ein wankendes Schilfrohr. Wie soll es selbst auf der Erde das Gestein beeinflussen können, das aus dem All stammt?
Von der Geologie zur Soziologie der Erde! Die Menschen leben in einer turbulenten Gegenwart – das Erinnern, Vergessen und Erwarten sind neu aufgewühlt und machen viel von der Dramatik der Gegenwart aus. Wir erkunden drei dieser Erfahrungen von Zeit, die Eile in der modernen Welt, das Aussteigen aus der Zeit, das In-der-Zeit-Sein.
Der Mensch ahnt, dass er Zufallswesen ist, das sich aber gerade deshalb stets als Akteur im Geschehen sieht, sich an die Ursprünge erinnert, Erwartungen und Utopien entwickelt.
Die Zeit lesen wir im Raum – in Metropolen und die letzten paar Jahre illustrieren es: Das Gedächtnis spielt in der Geopolitik, in der umbrechenden Architektur der Weltgesellschaft eine entscheidende Rolle.
Zum Thema „Sprache in digitaler Zeit“ versammelte das Institut FON eine spannende und durch karätige Referate bespielte Veranstaltung zum Thema. Die Analyse und Evaluation der beschleunigten Verbreitung der digitalen und neuen Medien pendelte zwischen euphorischer bis zurückhaltender Akzeptanz und radikaler Kritik. Der „verlorene Augenblick“ öffnet das Thema digitale Technik und Kommunikation kultursoziologisch. Präsentiert wurde eine philosophisch-poetische Illustration; sie mündet in einen Spaziergang und lässt als Maschine eine Installation zu Wort kommen. Der Augenblick wird in unzähligen Formen auch in der Natur gewürdigt - so wie durch die Wimpern einer Trauerweide die Zeitlichkeit die lange Dauer des Kosmos berührt, wie Kierkegaard den Augenblick sah.
Man schrieb 1990 und sah sich damals am Ende der Geschichte am Anfang einer neuen Zukunft. cultur prospectiv begründete sich in diesem Wendejahr als CP-INSTITUT-AG. Eine Rose ohne Staatsdünger blühte von da an jährlich weiter – in einem Terrain, das bis heute durch Universitäten und Hochschulen beherrscht und bewirtschaftet wird. Wenige der dort kreierten Prognosen sind eingetreten. – Allerdings auch nicht alle aus unserer Werkstatt, aber doch einige. CPI erforschte eine Vielfalt von Themen – 25 Jahre bereichern unsere Biografie: Quantitative Analysen zu Gemeinden, Regionen, zu Kultur, Wandel osteuropäischer Gesellschaften tauchten mutig in qualitative Versuche zur Theorie. Stets interessierten Schritte zur Öffentlichkeit – cultur prospectiv liebt Bilder, kuratierte internationale Ausstellungen, Versuche für Brücken von Wissenschaft in die Öffentlichkeit. Zum Anlass keine Nabelschau in unsere Forschungsbiografie! Zu ihr gehören bis heute Reisen an Orte. Diese Gebiete sind mehr als Forschungsobjekte: besondere, lebende und auch poetische Räume. Eindrücke und Bilder dieser legen sich auf Theorie, Daten und Zahlen, überlagern und überdauern sie. In den Spaziergängen sind Eindrücke aus sechs Städten vom Süden zum Norden, Westen zum Osten skizziert – Splitter und Monaden prosaischer und poetischer Erinnerung.
Ich habe noch nie ein Höhenfeuer erlebt, das im Asphalt leuchtete. Unten ist die Schweiz asphaltiert: Strassen, Dächer, Terrassen, Häuser, Fahr-, Geh- und Lebensweise. Asphalt heisst Herrschaft der Parkplätze bis hoch in die Alpen hinauf, er riecht nach Alltag und stimmt depressiv. Er ist die graue Prosa im Bild der Schweiz. Wie anders die poetischen Risse in weniger perfekten Ländern, die mit Wasserlachen und Gräsern überraschen. Sie durchbrechen dort den Asphalt – seine Eintönigkeit. „Höhenfeuer“ ist das krasse Gegenteil von Asphalt. Als Ikone des 1. August in der Schweiz lodert es erhaben über dem grauschwarzen Deckel der gebauten, prosaischen Schweiz. Das Feuer vermag zu helfen, im Asphalt oder über ihm das Farbenspiel zu erkennen: Szenarien und Visionen der Schweiz. Die Prosa mischt sich zuweilen gar mit Poesie.
Europa und die Weltgesellschaft motten in Asche: Die grossen Ideen und Modelle ihrer Zukunft scheinen verbraucht zu sein. Krisen, Konflikte und Unsicherheit machen sich breit. Die Wissenschaft hat trotz den glanzvollen Mitteln von Zahlen und Statistiken Mühe, Durchsicht in die Lager unserer Erde zu schaffen. Da ist ein Blick in den Kosmos angebracht: Zehn literarische Kometen von Dante bis Nabokov strahlen bis heute in die Schatten und Dunkelheit.
“Alles in Allem” - die Lektüre von Kurt Guggenheims Roman über Zürich ist eine Reise durch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts bis 1945: ein Bild der Schweiz filigran gewoben, realistisch mit poetischen Akzenten. Welch ein Kontrast zur Lektüre der “Zerrissenen Jahre” von Philipp Blom. Das Bild von “Alles in Allem” kippt in den Ereignissen von 1918 - 1945 in ein “Nichts in Allem”. Was erzählen diese beiden konträren Bilder über das Heute und Morgen der Weltgesellschaft - zur soziologischen Astrophysik der Zukunft?
25 Jahre sind seit dem Mauerfall vergangen. Seit dieser Zeit wirkte die Verkündung des “Endes der Geschichte” (Fukuyama) wie das Fanal zu einer neuen Ära der Weltgesellschaft. Das Jahr 2014 aber wird in die Geschichte eingehen: Sie beginnt neu. Zeitsprünge bringen den Kurs des Himmelwagens ins Schlingern, Achsenbrüche sind drastisch deutlich geworden. Wir verbinden die Wünsche zum Neuen Jahr mit einer Deutung des Stands Ende 2014 und der Spannung, was das Neue Jahr bringen wird.
Das Karussell ist eine der frühen Erfahrungen. Man erlebt als Kind, wie Dinge, Rösser, Kutschen, Elefanten eine Welt, eine Anschauung von ihr inszenieren. Die “Glarner Helleri” ist ein Beispiel. Sie überlebte schwierige Phasen und schreibt Technik- und Sozialgeschichte; trat 1952 als Bühne und Akteur im ersten Heidifilm in Bad Ragaz auf. Die Dinge waren Zeichen in Kreisbewegungen. Ein kleiner Erfahrungsbericht erkundet einen Kosmos zu einer Zeit, in der die Unterhaltungsmaschinerie unglaublich künstlich und virtuell geworden ist. Was sagt uns ein Karussell, wenn man es in die Entwicklung der Sprache und Zeichen der Dinge, von Bildern, Orientierungen und Weltanschauung einbringt? Das Karussell weckt gar Nostalgie oder Neugier für Perioden, als die Zeichen noch naiv an Dinge angebunden waren, wie z.B. die sumerische Bilderschrift. Sie regt Imaginationen an, die in der verflachten Informationsflut spannend sind.
Es nähert sich der Herbst und mit ihm grüsst der Boskop, jener fleckige, farbige Apfel. Im September Bulletin feiern wir diese Wiederkunft. Ebenso aber zischt unermüdlich die Schlange von Apple mit immer neuen -I- Produkten durch den Alltag. Der Apfel und Apple sind Gegenspieler.
Wir wenden uns der Auseinandersetzung zwischen Sein und Schein, Design und Designitis zu. Es geht um den Raum als Landschaft, ihre Philosophie und Praxis in der Zukunft. Der Biss in den Boskop soll uns im Oktober schmecken wie die Lust, die Raumtheorie mit der Seinslehre der Landschaft aufzuwerten. Unsere Entwicklungsgebiete und die Art des Planens und Bauens verdienen es, mit jener Philosophie vertraut zu werden, die den Raum und die Landschaften “organisch” und nicht “planimetrisch” aufgefasst hat. Sie ist verwurzelt in der Tradition, die sich als Innovation entpuppen kann, in Neuerungen, die erst als Utopien oder in konkreten Projekten sichtbar sind. Ein Zug gar ist ein poetischer Raumkörper namens Rembrandt.
Zum Ersten August fordern die jüngsten Gewitterstürme im Europäischen Haus unsere Helvetia neu heraus. Das Bulletin zum Ersten August 14 umreisst die Gebiete und Abteilungen Europas, Szenen und Szenarien des Stücks Welttheaters, das dramatischer, tragischer abläuft als noch vor Jahren vermutet werden konnte. Zwar ist das Stück kein Musical, aber vielleicht finden sich da und dort im täglichen Geschehen auch vergnügliche, komische und helle Motive. Auf jeden Fall ist auch das grosse und schwer verständliche Geschehen immer wieder sinnlich packend - wie die Figuren der vier Abteilungen der Bühne.
Die Weltspiele in Brasilien sind vorbei, man kann auf die mannigfaltigen Folgen blicken. Wir steigen mit dem Bulletin Juli 14 in die Szenerie, wie Fussball im Alltag doch die Züge einer kleinen Philosophie des Alltags in “weltgesellschaftlicher Perspektive” und zugleich einiges über den Zustand unseres Planeten verrät. Was passiert im Theater, das seit eh am meisten Leute anzieht und fasziniert?
Über Sulzberg im Oberallgäu erzählt eine Burgruine Vergangenheit. Ihre Steine sind wie Buchstaben, ihre Zeilen und Kolonnen bilden eine Gestalt, eine Erzählung, ein Buch, das angefressen von der Zeit bis heute überlebt hat. Richtet man den Blick auf die Landschaft um Sulzberg glänzen von den Anhöhen und in Senken Bauernhöfe; sie reihen sich um die Dörfer und sprechen uns an. Noch sind nur wenige Ruinen, doch schon einige stehen leer und wieder andere behaupten sich – bescheiden wie früher oder aber mit schönen neuen Dächern, glänzenden Voltaikflächen versetzt. Die Wanderung der Ausstellung “Der nicht mehr gebrauchte Stall” findet hier einen neuen Anreiz. Sind Landschaften nicht besondere Sprachgebiete von Dingen – hier von Bauernhöfen, Scheunen und Hütten?
Das Gelände um den alten Lehrter Bahnhof ist das Beispiel des Übergangs von einem Randbahnhof zu einem Zentralbahnhof. Naturraum wurde Investitionsraum und sank zu Brachland ab. Gewaltige Transformationen aller Landschafts- und Geländetypen sind im Gang. Doch die Landschaftsgewebe fügen sich nicht einfach zu einem Ganzen – überall findet man unerwartete Kontraste. Berlin ist eine sich immer wieder neu erfindende Stadt. Der Berliner Hauptbahnhof ist sowohl Teil als auch Katalysator dieses Erneuerungsprozesses. Wie der Phönix stieg er aus der Asche des Lehrter Stadtbahnhofs auf und illuminiert seitdem das Stadtbild Berlins, haucht ihm noch mehr Leben ein. Er illustriert, wie fein das Gewebe der Architektur-, Natur-, Verkehrs- und Soziallandschaften im Hauptbahnhof gestrickt ist und wie darin das Leben der Metropole Berlin pulsiert. Der Bildessay ist eine etwas gekürzte Fassung der Arbeit im Sommersemester 2013 von Denis Chait, Linh Phuong Nguyen und Vincent Port unter der Leitung von Hans-Peter Meier-Dallach - erarbeitet an der IB-Hochschule Berlin im Sommersemester 2013.
Die Armbanduhr auf unserer Haut ist der intimste Zeitmesser. Mit ihm bewegen wir uns durch die Stadt. Wir erkunden Berlin als Zeitgebiet zwischen Feuer und Disziplin, Lebens- und kalter Zeit. Man entdeckt die horizontalen Flüsse der Menschen und je nach Gebiet Brüche der Zeit, die durch Schicksale, Teilungen zwischen Reichtum, Wohlstand und Armut geprägt sind.
Da weht die Schweizerfahne im Revier der europäischen Macht in Berlin zwischen Hauptbahnhof und Reichstag. Intellektuelle haben die Schweiz oft als langweilig abgetan, sich aus dem Kleinstaat von Bern nach Berlin versetzt. Diese Metropole eilt tatsächlich in grossen Sprüngen nach vorne – und sie weiss, wie man sich verzaubert. Geheimnisvoll ragt aber der helvetische Zauberberg in die Welt. Er lebt aus der Lust, verschiedene Wege zu begehen und doch wieder gemeinsame Orte, ein Rütli, zu finden.
In Berlin wirken zwei enorm starke Kräfte. Auf der einen Seite sind grosse Projekte im Gange, welche die Mobilitätszentrale weiter ausbauen, der Hauptbahnhof und Flughafen sind die grossen Beispiele. Bemerkenswert ist, dass das grosse und offizielle Berlin Strategien verfolgt, die nicht überraschen - schon das Preussische Imperium litt an der Macht, die zugleich eine Ohnmacht des Gedächtnisses war - man benötigte den Traum aus der Antike. Zugleich aber ist zwischen Mobilität und Musealität das alltägliche Berlin eine vielfältige, spannungsgeladene und in steter Veränderung begriffene Soziallandschaft. Man kann die wichtigsten Entwicklungsströmungen der globalen Gesellschaft zwischen beschleunigter Modernisierung und Rückkehr in alternative und fundamentale Gegentrends in diesem Raum auch in kleinen Details lesen.
Zwei Weltereignisse bewegen. Die Eurokrise hat in Zypern, in einem südlichen Winzling der EU, einen Höhepunkt erreicht. Barroso und die Führung der EU zittern. In Rom geht der neue Papst auf die Strasse, wie wenn er von “Occupy the Street” angehaucht wäre, heisst Franziskus und stammt aus dem latein-amerikanischen Süden der Welt. Barroso und Franziskus, die Krise und das Sakrale, kreuzen sich.
Die Ausstellung „Der nicht mehr gebrauchte Stall“ wird in Köln eröffnet. Wir sind in jener Stadt, von der wohl die Stallgeister nur träumen konnten, dort oben in der Surselva, wo der breite Strom bei Köln noch jung durch die enge Rheinschlucht eilt. Nach den vier Standorten in den Alpen liess sich die Ausstellung in Burgau anlässlich der Architekturtage, dann in München und am nördlichsten Punkt in Hamburg besuchen und auf Zwiegespräche ein. Hier in Köln treffen die Ställe auf die Pracht des Doms. Was haben sich Stall und Dom zu erzählen? Köln ist aber auch metropolitaner Standort und hier wurde der Bahnhof gleich neben den Dom gebaut – er spricht mit. In den Architekturen spürt man drei Epochen, die archaische Zeit der Kreise, die mystische Zeit der Leiter von der Erde ins Paradies, die Zeit der rasenden Fläche, des Tempos und der Globalisierung.
Der Raum wird knapper, Plätze sind gefragt, in Zürich z.B. dröhnt die Baustelle Sechseläuteplatz, Hamburg wird mit dem Hafenkran grüssen, Seldwyla spielt Seemacht. Der öffentliche Raum ist ein “Kriegsgegenstand”: Reclaim the Streets, Night Police - Beispiele finden sich überall. Meist vergisst man, dass der öffentliche Raum und die Plätze meist lange Zeit tot bleiben. Man bewundert glanzvollen Design und damit hat's sich. Wie sich Plätze von der Fläche zu einem Lebewesen entwickeln, das Charakter, Herz und Geist zeigt, zu einem Abbild und einer Bühne der Stadt werden, darauf antwortet unser Vademecum zur Soziologie des öffentlichen Platzes. Entwicklungen zeigen, dass der öffentliche Raum in den verschiedenen Teilen der Weltgesellschaft zum Labor wird, wie sich Menschen, Gruppen und Gesellschaften wahrnehmen, verhalten und ihren Stellenwert als Akteure suchen. Der öffentliche ist auch Machtraum, wie in den Geschehnissen in Nordafrika und in der Türkei deutlich wird.
Hamburg, 31.1.2013: Die Ausstellung „Der nicht mehr gebrauchte Stall“ wird im ArchitekturSalon Hamburg eröffnet. Mehr als hundert Gäste begrüssen die Ställe, die „Schiffe“ der Alpen, in der Hafenstadt. Gegenüber der Ausstellung ist die Speicherstadt Hamburgs in ihrer einmaligen, roten Ziegelsprache zu sehen – die frühere Speicherlandschaft, die in der Zeit der Container obsolet geworden ist und neu genutzt wird. Die Zeit der Speicher hat der Containerzeit Platz gemacht. Die drei Zeiten, Vergangenheit, Moderne und Utopie bilden den roten Faden durch die Stallbauten in den Alpen. Was bedeuten diese Zeiten für die Schiffbauten und die Küsten- und Hafenlandschaft? Was haben sich die beiden Formationen, Alpen- und Festland, Küstenlandschaft und Meer einander zu sagen? Viel mehr, als der flüchtige Augenschein erwarten lässt.
Der Beitrag „Die Weltklang-Gesellschaft“ betrachtet die Weltgesellschaft als den grössten aller Empfänger und Sender von Klängen. Sie ist mehr als ein System, sie ist ein sinnesbegabtes Wesen. Das globale Rauschen hat sprunghaft zugenommen: Verkehr, Baustellen, die Apparaturen, kommerzielle Geräusche. Doch steigt man die Klangleiter hinunter auf Kontinente, in Regionen, Städte und Dörfer verändert sich das Bild: die tönende Welt lebt von der Vielfalt, davon, wie Menschen in den regionalen und lokalen Nischen, auf Plätzen und Strassen, hören, sprechen und dabei ihr Ich und das Wir in die globale Tonhalle einbringen. Gerade das weltweit ähnliche Rauschen weckt die Lust zur Subversion – die klingenden Vampire leben neu auf. Die „Weltklang-Gesellschaft“ zeigt sich als vielschichtiges Gefüge von Räumen und Rhythmen. Wie entwickelt sich die Welt der Töne – Szenarien werden skizziert und erkundet, wie sie im Nahbereich erlebt werden können.
Am 10. 09. 12 wurde die Ausstellung Er-hörte Stadt in Wien eröffnet. Sie erkundete als Wanderausstellung “Die Stadt als Tonlandschaft” in Wien. Sie folgte einem Konzept, das in den Städten umgesetzt wird. In Vorbereitung befindet sich Stuttgart mit einem angemessenen Konzept. Für Zürich ist ein weiteres Projekt geplant. Die Initiative entwickelte die Gruppe HIDS, in die verschiedene Institutionen eingebunden sind.
World society plunged into the stream of “chaos”. The events reflect the crisis of mainstream headed by world-system logics, global masks, universal values and the ephemeral time spans. The crisis of top down approaches challenges new streams and models from below – which? – Die globale Gesellschaft geriet in die Strömung von “Chaos und Notlicht”. Die Ereignisse spiegeln die Krise des Top down Denkens und Handelns und die Frage, wie sich Weltgesellschaft aus lokalen Perspektiven verstehen lässt.
The world society is not a system but a sensual body of events, sounds and fights. The March bulletin 2012 illustrates the Russian election events. – Die Weltgesellschaft ist nicht ein System, sondern ein sinnesbegabter Körper von Ereignissen, Sounds und Kämpfen. Das März-Bulletin illustriert am Beispiel Russlands. Diese Sicht auf die Weltgesellschaft ist im täglichen Ereignisstrom vielfältig sichtbar, geht aber im schnellen Fluss der Medien auch verloren.
The January Bulletin 2012 describes and analyzes the state of world society manifest in the events of the first month of the new year. – Das Januar Bulletin 2012 beschreibt und analysiert den Zustand der Weltgesellschaft, wie er sich in den Ereignissen des ersten Monats des neuen Jahrs zeigt.
Verknappung des Lebensraums ist ein Weltproblem, aber auch in der dicht besiedelten Schweiz akut. Die Initiative Zweitwohnungen polarisiert. Rund um die Zentren verwandeln wir das Umland in Küsten. Können die Planer der Metropolen diesen Trend lancieren und zugleich bestimmen, wer im Hinterland über das Bauen entscheiden darf? Raum und Macht hängen immer mehr zusammen.
Seit den letzten Monaten ist die Frage “Was ist eine gute Wirtschaft?” akut. Im Gang ist ein Wettbewerb der Ideen. Explizit werden neue Modelle für das Wirtschaften als Antwort auf die Krise gefordert. Im Januar-Bulletin fassen wir einen Ansatz zusammen, der Beobachtungen aufnimmt und auf eine neue Theorie hin deutet, die auch Zusammenhänge zur politisch-öknomischen Praxis aufhellen soll.
Das Weltobservatorium erschliesst monatlich aus dem Fluss der Ereignisse im JETZT – WOHIN es gehen wird, was im VORAUS wichtig bleibt. Daraus entsteht das monatliche Psychogramm der Weltgesellschaft und ihre mentale Karte - sie lernt aus den Ereignissen zu sprechen und schafft sich so allmählich ihr Bild. Im Jahr 2011 schlittert die Weltgesellschaft in die Zukunftsströmung: “Chaos und Notlicht” - weg vom Szenario “Einheitliche Welt und Flutlicht”. Die “Gegenläufigkeit und Divergenz” wächst ebenso. Die “Entwicklung zur Konvergenz der Orientierungen” bleibt Zukunftstraum. Diese Trends haben sich seit damals bis heute zum Teil massiv verschärft. Die vier Zukunftsströmungen, in Weltgesellschaft, S. 201ff.
Ich bin bei Tag und in der Nacht durch die Zentralschweiz gewandert und entdeckte dabei deren regionale Identität auf besondere Weise. Design entsteht aus dem Umfeld, seiner Eigenart, wie es die soziale Welt und Gestaltung der Dinge mit prägt. Die Zentralschweiz ist ein vielfältiges Gewebe von Geländetypen mit besonderer Prägung: Naturgelände, Verkehrs- und Flächengelände. Eine besondere Qualität kommt den Ikonen des Sakralgeländes zu. Leere Militär- und Festungsbauten erinnern an das Machtgelände der Innerschweiz. Die soziale und politische Landschaft steht in Zusammenhang mit diesen Geländetypen. Wird das einmalige Gebiet in Zukunft mehr und mehr zu einem Parkgelände? Die Verlockungen sind vielseitig da und auf manchen Baustellen zwischen Luzern und Andermatt im Aufbau.Siehe Sonderheft in Hochparterre Luzern Design. Bild: Mythos Pilatus im Propeller eines Pilatus-Flugzeugs.
Eine kleine Geschichte zur Entstehung der “Welt als Drehscheibe” leitete das Referat “Perspektiven der Verkehrsdrehscheibe Nordwestschweiz” anlässlich der Interparlamentarischen Konferenz in Basel am 4. 11. 2011 ein. Es wurde heftig diskutiert.
Landauf landab jubelt man dem Zeitalter der Metropolen zu. Die globale Raumplanung startet heute mehrheitlich im “Wahn” und flüchtigen Blick aus dem Hochgeschwindigkeitszug von den Zentren ins Hinterland - der ländliche Raum wird völlig verkannt. Die Erkundung umgekehrt vom Dorf in die Metropole ist spannender - sie lässt Grenzen feiner erkunden und man entdeckt die zehn “Sünden” der Baukultur auf dieser Reise - und zudem: die Stadt hat dort, wo Leute wohnen mehr gemeinsam mit dem Dorf, als man denkt - Heimatbindungen.
Nach Flims im Gelben Haus, Dornbirn im Vorarlberger Architekturinstitut, in Samedan La Tuor und in Merano Kunst Merano begann die Tour in Deutschland, wo sie sich vom zehnten Standort kürzlich verabschiedet hat. Siehe Globalisierung und Alpenraum Im Bild “Politik des Stalls – Flimser Gespräch” beim Start in der Surselva.
Puls 5 / Eröffnungsfeier 25-Jahre Weltgesellschaft in Zürich (Bild Heinz Baumann)
Der 25. Geburtstag der Stiftung Weltgesellschaft wurde mit einer internationalen Konferenz, der ersten Verleihung des WSF Awards, Veranstaltungen und einer Ausstellung gefeiert.Siehe Weltgesellschaft.
Kassandra-Rufe in Sachen AKW - Katastrophen blieben ungehört. Das Ereignis ist eingetreten: eine Naturkatastrophe löst in Japan eine technische Katastrophe aus. Für den Kleinstaat Schweiz hat man die Wirkung einer Grosskatastrophe schon vor 21 Jahren erkundet und berechnet. In Tschernobyl haben Studien die tatsächlichen Wirkungen beschrieben und gedeutet. Die technischen Risikoabschätzungen zeigen erneut die Schwächen: man betrachtet AKWs als abgeschlossene eigenständige Systeme. Die Ereignisse in Japan zeigen - man wiegt sich in Scheinsicherheit. Diese Werke stehen auf einer brodelnden Erde, sind von ständigen Gefahren, Kriegen, Sabotage und unvorhersehbaren Risiken umgeben.